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roter Geranien, lag am See, trocken und scharf beleuchtet. Niemand sprach. Nichts Ungewöhnliches war zu sehen. Im Hause schien noch alles zu schlafen. Gerade vor mir an der Gartenmauer reckten sich einige blaugrüne, tierähnliche Kakteenstauden. Auf den fleischigen, gepanzerten Pflanzen sonnten sich grünschillernde Fliegen, und neben ihnen züngelte eine kleine Eidechse.

Meine Füße waren ein wenig in der Hängematte verwickelt. Ich konnte aber doch leicht aufstehen, ging zum Tisch und setzte mich in einen Strohsessel im Schatten des Hauses und dachte über das sonderbare vorsündflutliche Gesicht nach, das ich zwischen Wachen und Träumen eben erlebt hatte.

Später kamen die Damen zur Kaffeestunde aus ihren Zimmern in den Garten, und wie wir da zusammen unter dem Mispelbaum saßen, wollte ich ihnen mein Traumgesicht beschreiben. Aber als ich den Mund zum Sprechen öffnen wollte, tauchten mir ganz andere Bilder auf. Ein innerer Wille zwang mich, ganz andere Worte zu sprechen als die, die ich hätte sagen wollen. Es war von jenem Gesicht her eine unerklärliche Angst in mir geblieben, die mir ergab, daß ich neuen

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 344. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/345&oldid=- (Version vom 31.7.2018)