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Der Tag wurde dann sehr heiß. Die Russin, Ulrike und ich saßen im Garten umher oder im kühlen Speisesaal, lesend oder schreibend. Nach dem Mittagessen war die Glut aufs höchste gestiegen, und der See draußen leuchtete mit seinen Lichtflammen brennend in die Zimmer herein. Nirgends war Schutz vor der Hitze.

Die Damen hatten sich zum Schlafen zurückgezogen. Ich lag in einer Hängematte unter dem Mispelbaum, und mir schwand bald das Bewußtsein, aber Schlaf war es nicht, denn ich wachte und erlebte Seltsames dabei.

Die Hitze betäubte meinen Verstand, aber meine Augen und Ohren wurden unendlich wach und hatten ein Gesicht, das kein Traum war.

Ich schaute durch den Laubengang hindurch hinaus auf die lichtüberrieselte Seefläche, und dort sah ich ein Tier aufsteigen. Das hatte den Kopf einer Eidechse, den Hals einer Giraffe, den Bauch einer watschelnden Ente und den langen Schweif eines Krokodils.

Mitten im See hob es sich, grüngrau, wie aus tausendjährigem Schlamm geboren. Seine Haut hatte menschenkopfgroße Warzen.

Das Tier nickte mit seinem langen Hals wie

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 335. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/336&oldid=- (Version vom 31.7.2018)