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und ab und zu kam ein Vöglein vom nächsten Baum oder aus der Luft herbei und setzte sich auf eine der Leimruten, um zu erfragen, warum die Flatternden nicht fortfliegen wollten, und warum sie riefen.

Bald aber mußte der Neugierige dann seine Freiheit lassen. Sein Brustflaum klebte an der Rute fest, ebenso seine feinen Krallen. Allmählich hafteten auch seine Flügel, mit denen er um sich schlug, an dem Klebstoff der Rute. Und wie eine Fliege im Sirup, so quälte sich der kleine Vogel vergebens loszukommen. Andere flogen dann auf das jammernde Gepieps der Kameraden herbei. Auch sie blieben haften. Und die Ruten schaukelten unter dem Gezappel der jämmerlich verstörten und zu Tode geängstigten Tierchen heftig in der Luft hin und her. Und immer neue kamen neugierig und hilfsbereit und umflatterten mitleidig die piepsenden Gefangenen, die sich trotz aller Anstrengung nicht von den Leimruten befreien konnten.

Das gestern so andächtige Auge des schmächtigen Studenten glitzerte jetzt wie ein Wieselauge, und auch sein Rücken bewegte sich unruhig und lauernd, wenn er durch die Mauerscharte spähte. Ab und zu flüsterte er

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 329. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/330&oldid=- (Version vom 31.7.2018)