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Ich hatte in meinem Leben vorher nie etwas Widerlicheres gesehen, als diesen mageren, bebrillten, greisenhaften, kichernden Mann und seine schwammige, übel aufgeputzte Frau. Sie lehnte mit ihrem Kinn auf ihrem üppigen Busen, der in eine Seidenbluse eingespannt war, und er grinste über seine schmale Hakennase und über die Brillenränder zu den Burschen hin, wenn seine Frau die Burschen mit den Chenilleäffchen hinter die offenen Hemdkragen kitzelte.

Der eine Bursche hielt einen Leierkasten unter dem Arm, in welchen Platten eingelegt wurden, und auf dem man wahrscheinlich bald Musik machen wollte.

Der Wirt hatte mir erzählt, das Ehepaar habe eine Seidenblumenfabrik in Norddeutschland.

Ich sah mit einem Blick: wenn der Leierkasten spielen und die Chenilleaffen tanzen würden, wenn die Zwerge, die Marinesoldaten, der Student, der Drogist, der Zolloffizier sich untereinander Duelle wünschen und die Russin wie eine Unke neues Unglück prophezeien würde, wäre meines Bleibens hier nicht lange, und ich würde bald von diesem Ort fortflüchten müssen. Das wäre vielleicht das einzige Unglück, das

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Max Dauthendey: Geschichten aus den vier Winden. Albert Langen, München 1915, Seite 319. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Geschichten_aus_den_vier_Winden_Dauthendey.djvu/320&oldid=- (Version vom 31.7.2018)