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Und sein tauber Rest von Leben
Karge Speisung meiner Rache, –

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Doch da schickt er seine Jugend,

Schickt sie ganz so schön wie damals,
Als die meine er vergiftet,
Daß der That die Strafe gleiche! –
Bebst du, lächelnder Verführer,

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Gastrechtschänder, Gottverfluchter?

Brechen aus den Rippen will ich
Dir das Herz, das feige, blasse,
Rothe Sühneopfer schütten
Auf das Grab der armen Schwester,

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Die ich einst im Zorn erschlagen.

Aber deinem Vater send’ ich
Deines Hauptes blut’ge Locke!“
Also rief der Held Schafara,
Und aus dem gestickten Gürtel

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Zerret er ein blitzend Messer. –

Da fliegt auf des Zeltes Vorhang,
Und gefolgt von wilden Kriegern
Stürzt herein ein junges Mädchen
Mit zerrissenen Gewanden.

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Um des Jüngling’s weißen Nacken

Schließt sie zärtlich ihre Arme,
Küßt sein todesscheues Antlitz,
Deckt sein Herz mit ihrem Herzen.
Doch es reißen sie die Krieger

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Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 249. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_255.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)