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Am Ganges.


Die Nacht schlug über die Eb’ne
Ihr tiefblaues, goldfunkelndes Zelt,
Und hinter den heiligen Bergen im Osten
Hebt sich klar und dunstlos

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Der strahlende Mond.

Es wiegt sich sein Licht
Auf den Wipfeln dichter Pandanen,
Auf den Blüthenbüschen des Thals
Und schwimmt in wogenden Streifen

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Auf dem leishingleitenden Strom.

Eine Insel ruht in den Wassern
Nicht allzuferne den schweigenden Ufern,
Wandernder Schwäne schattiger Rastort,
Von duftenden Ranken

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Wonneheimlich umsponnen;

Es zittern die Blätter
Lautlos im lauen Hauche der Nacht,
Und einsam lockt dem Gefährten
Des Kokilaweibchens schmelzendes Klaglied. –

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 243. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_249.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)