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Es taumelt blutberonnen Herr Gunther über Bord,
Wild rauschen auf die Wogen, das Schifflein gleitet fort;
Der Knabe blickt erathmend stolz hin auf Strom und Land,
Dann greift er rasch zum Steuer und rudert an den Strand.

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O weh, wie war der Friede von Sigmund’s Hof gefloh’n,

Da seines Weibes Bruder erlegen seinem Sohn!
Wie klagte Frau Borghilde in Thränen unverwandt
Da man im Ufersande des Helden Leiche fand!

Sinfiötli kam zu Hofe. Der Vater stand am Thor.

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Da trat aus den Gemächern Borghilde bleich hervor:

„Es bluten todte Wunden; ein Mörder kommt zu Gast.
Hinweg von dieser Schwelle! Fort ohne Ruh’ und Rast!“

„Frau Mutter, sprach der Knabe, die Rede ist mir leid!
Den ich bestanden habe, der fiel in gutem Streit.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 204. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_210.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)