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„Sei freundlich, holde Kara, du schwanenweiße Maid!

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Mich treibt vom heißen Lager der Sehnsucht süßes Leid;

Eh’ dieses Mondlicht sinket, erwartet mich ein Held,
Er liegt mit Roß und Mannen im kampfgewohnten Feld.

Mir aber folgt die Sorge, ein trübes Traumgesicht;
Ist’s eine Todesahnung? Herzlieb, ich weiß es nicht.

15
O laß nur eine Stunde, du sel’ge Maid, mich ein!

Ich möchte, eh’ ich sterbe, noch einmal bei dir sein.“

„Du sagst mir trübe Märe; nun quält mich Angst und Schmerz:
Des Helden beste Brünne, das ist ein freudig Herz.“ –
„Und das sollst du mir geben! An deinem rothen Mund,

20
Da werd’ ich kräftetrunken, und läg’ ich todeswund!“


„Daß ich dir Alles weihe, das weißt du wohl, mein Held,
Doch laß von dem Begehren um alles Heil der Welt!

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_197.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)