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Ach, denk’ ich dein, Geliebte, fast wird der Tod mir schwer:

Ich schau’ dein lichtes Antlitz auf Erden nimmermehr.“

Sie legt im Herzensjammer sein Haupt in ihren Schooß;
Was da der bittern Thränen von Aller Augen floß!
Sie beugt sich auf ihn nieder, sie küßt ihn auf den Mund,

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Wie sie in schönen Tagen gethan so manche Stund’.


Da sprach Herr Helgi sterbend: „Herzlieb, nun höre du
Auf meine letzte Bitte, sonst scheid’ ich ohne Ruh’:
Schenk’ Hedin deine Liebe, lehn’ all’ dein Leid an ihn,
So liebst du mich im Bruder, wenn ich auch nicht mehr bin.“

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„O weh’ mir, Herzgeliebter! Nie soll ein andrer Held

In diesen Armen ruhen, wenn du schied’st aus der Welt.
Das hab’ ich dir gelobet am ersten Liebestag; –
Weh’, daß mein Glück auf Erden so frühe enden mag!“

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 187. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_193.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)