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„Blick’ auf, mein Kind, und schaue die Herren fröhlich an!

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Verzagst du vor den Recken, das ist nicht wohlgethan;

Sie brachten liebe Botschaft vom künftigen Gemahl.
Nun magst du ihnen reichen mit Gruß den Gastpokal!“

Noch röther ward ihr Antlitz, nun trat sie an den Schank,
Sie füllt’ den zieren Becher mit goldig kühlem Trank.

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Mit süß verschämtem Lächeln begrüßte sie die Schaar,

Dem alten Waffenmeister bot sie zuerst ihn dar.

Der dankt nach Hofessitte und schlürft ihn fröhlich ein,
Sein graues Haupt verklärte des Trankes güldner Schein;
Sie füllt den Becher wieder und reicht ihn in der Rund’,

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Ein jeder Degen neigt sich und leert ihn bis zum Grund.


Wie pocht das Herz dem König! Er steht allein bei Seit’,
Da naht ihm mit dem Becher die minnigliche Maid;

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 179. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_185.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)