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Es war ein Maienmorgen in frischem Sonnenschein,
Da ritten sie zur Hofburg des alten Königs ein.

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Man schuf den Wegemüden im Saale gut Gemach;

Der alte Waffenmeister mit Gruß und Neigen sprach:

„Herr Authari, der König vom Longobardenland,
Hat uns mit heitrer Bitte an deinen Hof gesandt;
Er nennt sich deinen Eidam, o König Grimoald!

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Doch kennt er noch gar wenig der jungen Braut Gestalt.

 
Drum laß die Minnigliche uns schauen hier im Saal!
Sie mag uns heut’, wie künftig, kredenzen den Pokal!
Und sahen wir der Herrin verehrtes Angesicht,
Laß uns mit Kundschaft eilen! So ist es Botenpflicht.“

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Da hieß der König rufen sein blühend Töchterlein,

Sie trat mit ihren Frauen zum Saal erröthend ein.
Vor soviel Männerblicken erschrak die Holde schier,
Sie ließ den Schleier fallen, das wehrt der Vater ihr:

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Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)