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Da tönt bald dumpf, bald helle im Feld der Schlachtgesang,

Wehklagen hallt dazwischen und Röcheln sterbensbang.

Das Spiel will geh’n zu Ende, und wilder ringt die Schlacht.
– Der König geht verloren, Herr Rodulf, habet Acht! –
„Steht noch mein Volk im Sturme?“ – Der Diener redet nichts,

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Er bebt und nicket hastig, verstörten Angesichts.


Und näher tönt und näher der Rosse wild Gestampf,
Es stöhnet dumpf dazwischen wie letzter Todeskampf,
Und näher tönt’s und näher, – der König blickt zum Baum:
„Das sind nicht Herulerlieder! Trägt mich ein böser Traum?“

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Da rufet von der Linde der Diener schreckenbleich:

„Dich trifft des Himmels Zürnen, weh’, armes Herulerreich!“
„So fliehen meine Helden?“ – „Weh’ mir, ich sag’ es nicht, –
Dein eigner Mund, o König, die grausen Worte spricht!“

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_174.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)