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„Ihr scheint ein grimmer Kämpe, mein edler Ritter werth,
Denn höher als Ihr selber ist Euer tapfres Schwert!“

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„Mein Schwert“, in hast’gen Worten der Held erröthend sprach,

„Schirmt meinen Leib bei Männern vor Hohn und Ungemach;
Vor spitzen Weiberzungen, viel edle Königsmaid,
Da hilft kein Schwert und Harnisch, das ist ein altes Leid.“

Die Herrin zuckt zusammen, der Ritter neigt sich tief,

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Ein schlechtverhalt’nes Kichern den hohen Saal durchlief,

Die fremden Degen blickten mit Lachen niederwärts, –
Da glüht im Todesgrimme der stolzen Jungfrau Herz.

Auf ihrer Lipp’ ein Lächeln, im Busen wilden Kampf,
Es ballt sich unter’m Schleier die Hand im Zorneskrampf, –

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So trat vor ihre Seele der Rache blut’ge That, –

Sie stieg mit leichtem Gruße hinauf zur Kemenat.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 163. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_169.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)