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Die Fiedel ist ein Todtenbein,
     Die Saiten von Menschengedärmen;
Er spielte schrille Melodei’n,

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     Die Hexen tanzen und lärmen.


Da schlich ich seitwärts wie ein Dieb,
     Hab’ meinen Stock genommen, –
Und weißt, mein Bub’, ich hab’ dich lieb,
     Drum bin ich zu dir kommen. –

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So schwatzt die wilde Maid und lacht,

     Ich lauscht’ in süßem Grausen.
O Sturmwind jener Maiennacht,
     Wie wonnig war dein Sausen!

Seitdem ist mein das Zauberkind;

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     Wenn sich die Hexen schaaren,

So kommt sie wie ein Wirbelwind
     Durch meinen Schlot gefahren.

O Wollust! Ueberschwenglich auch
     Dem flammendsten Gelüste! —

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Ich sink’ mit gluthersticktem Hauch

     Auf ihre Lilienbrüste.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 159. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)