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Der Henker.

Mein Meister ist gefürchtet im Reich,
     Er trägt einen rothen Mantel;
Er schlichtet stets mit einem Streich
     Den allerverwickeltsten Handel.

5
Ich bin sein liebster Helfersknab’,

     So jung ich auch an Jahren,
Und wenn er schlägt die Köpfe ab,
     So halt’ ich sie bei den Haaren.

Das ist mein liebster Zeitvertreib,

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     Wenn die gellenden Glöcklein klingen,

Und aus dem todeszagen Leib
     Die rothen Bäche springen.

Einst war ich gut, – und hatt’ ein Lieb,
     Ein Mägdlein klein und munter;

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Da fiengen und banden sie’s wie einen Dieb

     Und schlugen das Haupt ihm herunter.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_146.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)