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Versöhnung.

O laß mich stehn an deinem Grabe!
     Ach, nicht das Grab ist’s, das uns schied,
Du bist’s, die ich geliebet habe,
     Und die so bitter mich verrieth.

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Du bist dahin. – Dir sei vergeben,

     Warst du doch einstens all’ mein Glück!
Die ich verlor im wilden Leben,
     Giebt mir der sanfte Tod zurück.

Wie oft ein Hauch verklung’ner Lieder

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     Uns plötzlich durch die Seele wallt,

So schau’ ich nun dein Antlitz wieder
     Und deine liebliche Gestalt.
Doch wird dein Lächeln trüb’ und trüber,
     Dein schelmisch Auge thränenschwer,

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Du reichst wie einst die Hand herüber,

     Und fragst mich: Liebst du mich nicht mehr?

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 101. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_107.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)