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Da rührt sich leicht auf meinem Schooße
     Vom Traum bewegt das holde Weib,

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Des Busens weiße Doppelrose

     Streift leis erzitternd meinen Leib.

Es schmiegt ihr Herz mit weichem Schlage
     An meine Brust sich eng und warm: –
Das Götterglück, das ich beklage,

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     Ruht es nicht lächelnd mir im Arm?


Und muß ich’s erst mit Händen fassen,
     Daß mir in lebender Gestalt
Der ew’ge Geist, den ich verlassen,
     Aus diesem Leib entgegenwallt?

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Was sucht’ ich ihn in blauer Ferne,

     Der mir die eig’ne Seele schwellt?
Er ist die Harmonie der Sterne,
     Die Schönheit in der Menschenwelt.

Wach’ auf, mein Lieb! Ich hab’ dich wieder,

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     Die mir ein trüber Traum geraubt;

Da regen sich die zarten Glieder,
     Und lächelnd hebest du das Haupt.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 95. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_101b.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)