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Blieb mir aus einem frühern Leben
     Der eine wehmuthmilde Klang,

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Der sich mit leisem Saitenbeben

     Durch meiner Seele Stille schwang?

Ist das die ew’ge Schönheit wieder,
     Die mir das Herz so trunken macht,
Nach der beim Anblick dieser Glieder

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     Die heil’ge Sehnsucht mir erwacht?


Und Schöpfungshimmel seh’ ich blauen
     In morgenfrischer Werdelust.
Ich blicke mit erhab’nem Grauen
     In das Geheimniß meiner Brust.

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Zeigt ihr mir an, ihr Glanzgesichte,

     Wie ich in kühnem Lebensdrang,
Mitewges[ws 1] Licht vom ew’gen Lichte
     Zum Erdentag mich niederschwang?

Und wie umsonst aus seinen Bahnen

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     Nach seiner Sonne strebt ein Stern,

Zieht machtlos mich ein kindlich Ahnen
     Zum Geiste, der mir jetzt so fern. –


  1. Scan: Mit ew’ges. Druckfehler (s. S. 261)
Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 94. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_101a.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)