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Deine Wange blühet so frisch, du küssest mir schweigend
Von der pochenden Stirn Perlen der Wollust hinweg. –
Grüner blitzet im Garten der Baum, es keimen die Sprossen,

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Und vom engenden Kelch windet die Rose sich frei.

Segen entathmet die Flur nach des Himmels flammendem Brautkuß,
Schöpferleben erfüllt leise die thauige Welt. –
Ahnst auch du sein heimliches Weh’n? Was senk’st du die Blicke?
Hältst mit der kosenden Hand flehend die Lippe mir zu? –

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Und ich zwinge dich näher heran, es säuseln die Lüfte,

Blätter vom blühenden Baum regnen zum Fenster herein.
Allbefruchtendes Licht, es segnet Blume und Knospe,
Segnet mit heiligem Strahl deinen erblühenden Leib.

Empfohlene Zitierweise:
Wilhelm Hertz: Gedichte. Hoffman und Campe, Hamburg 1859, Seite 62. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Gedichte_(Hertz_W)_072.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)