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zeichneter Geraden, welche die ganze Schicht durchsetzen und im einfachsten Fall zu derselben senkrecht stehen, der sogenannten „Fäden“ (Fig. 83). Durch Verschieben der beiden Glasplatten gegeneinander können sie in schräge Stellung gebracht oder auch beliebig gekrümmt werden (Fig. 84). Die Anordnung der Moleküle ändert sich dadurch nicht wesentlich, obschon nur die gegenseitige Richtkraft und nicht wie bei den erzwungen homogenen Schichten

Fig. 81., Fig. 82.

die der Moleküle vom Glase adsorbierter und deshalb fast starrer Häutchen die Struktur aufrecht erhält (und zwar entgegen der lebhaften Bewegung der Moleküle, welche die Diffusionserscheinungen bedingt, [die auch in kristallinischen Flüssigkeiten auftreten] und das Wesen der Wärme ausmacht).

     Daß die Fäden im Normalzustand senkrecht zu den Glasflächen stehen, hängt damit zusammen, daß sie das Bestreben haben,

Fig. 83., Fig. 84.

sich zu verkürzen und bei der Geradrichtung und Senkrechtstellung die geringste Länge erreicht ist. Die Erscheinung erinnert an den Satz vom Streben der potentiellen Energie nach dem Minimum und beruht offenbar auf der Existenz einer potentiellen Energie der molekularen Richtkraft, welche auch als Energie einer „Richtkraftoberflächenspannung“ erscheint. Ferner haben immer ein Kern- und ein Konvergenzfaden das Bestreben, sich bis zum Zusammenfallen zu nähern. Im Moment der Vereinigung heben sich die beiden verschiedenartigen Strukturen auf,