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     Praktisch verwendet man namentlich das polarisierte Licht, wie es beim Durchgang des natürlichen Lichtes durch ein Nicolsches Prisma erhalten wird, zur Erkennung der Struktur. Bringt man etwa einen gelben prismatischen Kristall von Paraazophenetol in acht verschieden Lagen (wie Fig. 1 zeigt) ins Gesichtsfeld eines Nicolschen Prismas, welches nur Licht hindurchläßt, dessen elektrische Kräfte die Richtung der in der Mitte eingezeichneten Pfeile haben mögen (es ist die Richtung der kurzen Nicoldiagonale) und erscheint der Kristall in der Stellung 1 bei Anwendung von monochromatischem blauen Licht infolge Absorption desselben dunkel, dann wird gleiches auch in der Lage 5 der Fall sein. In den Lagen 3 und 7 erscheint er dagegen hell und in den Lagen 2, 4, 6, 8 halbdunkel. Verwendet man gewöhnliches weißes Licht, so wird ein

Fig. 1. Fig. 2.

Aussehen in den Stellungen 1 und 5 gelb sein, in 3 und 7 weiß, in 2, 4, 6, 8 weißgelb. Einen solchen Kristall nennt man wegen dieses Farbenwechsels (weiß-gelb) dichroitisch. Ein gelbes Glasstäbchen würde keinen derartigen Farbwechsel zeigen. Die Stellung 1 und 5 sind die Richtungen stärkster Lichtabsorption.

     Bringt man einen durchsichtigen farblosen oder gefärbten stäbchenförmigen, etwa rhombischen Kristall zwischen gekreuzte Nicols, deren Schwingungsrichtung (kurze Diagonalen) die Richtungen der in der Mitte (Fig. 2) eingezeichneten Pfeile haben mögen, so erscheint er in den Stellungen 1, 3, 5, 7 dunkel, in den Stellungen 2, 4, 6, 8 hell. Die ersten heißen die Auslöschungsrichtungen. Ein Glasstäbchen würde in allen Lagen immer dunkel bleiben, da das aus dem ersten Nicolschen Prisma (Polarisator) austretende Licht unverändert hindurchgeht, von dem zweiten zum ersten gekreuzten Prisma (Analysator) also ausgelöscht wird, was bei dem Kristallstäbchen eben nur für die Auslöschungsstellungen zutrifft.