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nicht ganz wohl, August und Max brächten ihn nach Hause, – „er hatte furchtbares Kopfweh, ich hab’ ihm Brausepulver gegeben. So ’n großer Jung! Siebzehn Jahr all! Nee, so sind meine Kinder Gottlob nich. Und der Adolf ist doch aus so ’ne anständige Familie!“

Annita hatte fortwährend auf der Zunge gehabt: „Ja, was hat er denn eigentlich von mir wollen?“ aber jedesmal, wenn sie sprechen wollte, fing ihr Herz so stark zu klopfen an, daß sie es aufgeben mußte. Auch der dann folgenden Nacht erinnerte sich Annita sehr genau und zwar mit einem Gefühl der Angst, die mit Neugier gemischt war. Was hatte sie Alles gedacht, während Adelheid neben ihr ruhig mit halboffenem Munde schnarchte, unempfindlich gegen die blauen Blitze, die wie scharfe Schwertspitzen in die Dunkelheit der Kammer hereinstießen, lautlos und unheimlich in der heißen schwarzen Nacht. August und Max waren bald heimgekommen; sie hatte ihr Flüstern und ihre Fußtritte auf dem Gartengrund gehört, das Drehen des Hausschlüssels, das knackend und grell durch den stillen Flur scholl, das Ausziehen der Stiefel unten vor der Treppe, ihr leises Heraufschleichen über die knarrenden Stufen. Und dann das Oeffnen von Mama Severins Thür, ihr unterdrückter Ruf: „Kinder, seid Ihr da?“; das Lachen und Schwatzen der beiden Großen, und Mamas

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Ilse Frapan: Flügel auf!. Paetel, Berlin 1895, Seite 218. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Fl%C3%BCgel_auf_Frapan_Ilse.djvu/226&oldid=- (Version vom 31.7.2018)