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Arten mit einer dritten gekreutzt werden, deren Bastarde doch weit auseinander weichen, während wenn zwei sehr verschiedene Varietäten einer Art mit einer andern Art gekreutzt werden, deren Blendlinge unter sich nicht sehr verschieden sind. Dieses Ergebniss ist jedoch, so viel ich zu ersehen im Stande bin, nur auf einen einzigen Versuch gegründet und scheint den Erfahrungen geradezu entgegengesetzt zu seyn, welche Kölreuter bei mehren Versuchen gemacht hat.

     Diess sind allein die an sich unwesentlichen Verschiedenheiten, welche Gärtner zwischen Bastarden und Blendlingen der Pflanzen auszumitteln im Stande gewesen ist. Aber auch die Ähnlichkeit der Bastarde und Blendlinge, und insbesondere die von nahe verwandten Arten entsprungenen Bastarde mit ihren Ältern folgt nach Gärtner den nämlichen Gesetzen. Wenn zwei Arten gekreutzt werden, so zeigt zuweilen eine derselben ein überwiegendes Vermögen eine Ähnlichkeit mit ihr dem Bastarde aufzuprägen, und so ist es, wie ich glaube, auch mit Pflanzen-Varietäten. Bei Thieren besitzt gewiss oft eine Varietät dieses überwiegende Vermögen über eine andre. Die beiderlei Bastard-Pflanzen aus einer Wechselkreutzung gleichen einander gewöhnlich sehr, und so ist es auch mit den zweierlei Blendlingen aus Wechselkreutzungen. Bastarde sowohl als Blendlinge können wieder in jede der zwei älterlichen Formen zurückgeführt werden, wenn man sie in aufeinander-folgenden Generationen wiederholt mit der einen ihrer Stamm-Formen kreutzt.

     Diese verschiedenen Bemerkungen lassen sich offenbar auch auf Thiere anwenden; doch wird hier der Gegenstand ausserordentlich verwickelt, theils in Folge vorhandener secundärer Sexual-Charaktere und theils insbesondere in Folge des gewöhnlich bei einem von beiden Geschlechtern überwiegenden Vermögens sein Bild dem Nachkommen aufzuprägen, eben sowohl wo es sich um die Kreutzung von Arten, als dort wo es sich um die von Varietäten unter einander handelt. So glaube ich z. B., dass diejenigen Schriftsteller Recht haben, welche behaupten, der Esel besitze ein solches Übergewicht über das Pferd, in dessen Folge sowohl Maulesel als Maulthier mehr dem

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 284. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_284.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)