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Wechselkreutzung, oder die zunehmende Unfruchtbarkeit derjenigen Bastarde, welche zufällig oder ausnahmsweise einem ihrer beiden Ältern sehr ähnlich sind. Auch bilde ich mir nicht ein, durch die vorangehenden Bemerkungen der Sache auf den Grund zu kommen; denn wir haben keine Erklärung dafür, warum ein Organismus unter unnatürlichen Lebens-Bedingungen unfruchtbar wird. Alles, was ich habe zeigen wollen, ist, dass in zwei in mancher Beziehung einander ähnlichen Fällen Unfruchtbarkeit das gleiche Resultat ist, in dem einen Falle, weil die äussren Lebens-Bedingungen, und in dem andern weil durch Verbindung zweier Bildungen in eine die Organisation selbst gestört worden sind.

     Es mag wunderlich scheinen, aber ich vermuthe, dass ein gleicher Parallelismus noch in einer andern zwar verwandten, doch an sich sehr verschiedenen Reihe von Thatsachen besteht. Es ist ein alter und fast allgemeiner Glaube, welcher meines Wissens auf einer Masse von Erfahrungen beruhet, dass leichte Veränderungen in den äusseren Lebens-Bedingungen für alle Lebenwesen wohlthätig sind. Wir sehen daher Landwirthe und Gärtner beständig ihre Saamen, Knollen u. s. w. austauschen, sie aus einem Boden und Klima ins andre und endlich wohl auch wieder zurück versetzen. Während der Wiedergenesung von Thieren sehen wir sie oft grossen Vortheil aus diesem oder jenem Wechsel in ihrer Lebensweise ziehen. So sind auch bei Pflanzen und Thieren reichliche Beweise vorhanden, dass eine Kreutzung zwischen sehr verschiedenen Individuen einer Art, nämlich zwischen solchen von verschiedenen Stämmen oder Unterrassen, der Nachzucht Kraft und Fruchtbarkeit verleihe. Ich glaube in der That, nach den im vierten Kapitel angeführten Thatsachen, dass ein gewisses Maass von Kreutzung selbst für Hermaphroditen unentbehrlich ist, und dass enge Inzucht zwischen den nächsten Verwandten einige Generationen lang fortgesetzt, zumal wenn dieselben unter gleichen Lebens-Bedingungen gehalten werden, endlich schwache und unfruchtbare Sprösslinge liefert.

     So scheint es mir denn, dass einerseits geringe Wechsel

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 276. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_276.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)