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diese oder jene ausländische Pflanze während ihres Anbaues sich gut fortpflanzen wird, noch ob irgend welche zwei Arten einer Sippe mehr oder weniger sterile Bastarde mit einander hervorbringen werden. Endlich, wenn organische Wesen während mehrer Generationen in für sie unnatürliche Verhältnisse versetzt werden, so sind sie ausserordentlich zu variiren geneigt, was, wie ich glaube, davon herrührt, dass ihre Reproduktiv-Systeme vorzugsweise angegriffen sind, obwohl in mindrem Grade als wenn gänzliche Unfruchtbarkeit folgt. Eben so ist es mit Bastarden; denn Bastarde sind in aufeinander-folgenden Generationen sehr zu variiren geneigt, wie es jeder Züchter erfahren hat.

     So sehen wir denn, dass, wenn organische Wesen in neue und unnatürliche Verhältnisse versetzt, und wenn Bastarde durch unnatürliche Kreutzung zweier Arten erzeugt werden, das Reproduktiv-System ganz unabhängig von der allgemeinen Gesundheit, in ganz eigenthümlicher Weise von Unfruchtbarkeit betroffen wird. In dem einen Falle sind die Lebens-Bedingungen gestört worden, obwohl oft nur in einem für uns nicht wahrnehmbaren Grade; in dem andern, bei den Bastarden nämlich, sind jene Verhältnisse unverändert geblieben, aber die Organisation ist dadurch gestört worden, dass zweierlei Bau und Verfassung des Körpers mit einander vermischt worden ist. Denn es ist kaum möglich, dass zwei Organisationen in eine verbunden werden, ohne einige Störung in der Entwickelung oder in der periodischen Thätigkeit oder in den Wechselbeziehungen der verschiedenen Theile und Organe zu einander oder endlich in den Lebens-Bedingungen zu veranlassen. Wenn Bastarde fähig sind sich unter sich fortzupflanzen, so übertragen sie von Generation zu Generation auf ihre Abkommen dieselbe Vereinigung zweier Organisationen, und wir dürfen daher nicht erstaunen, ihre Unfruchtbarkeit, wenn auch einigem Schwanken unterworfen, selten abnehmen zu sehen.

     Wir müssen jedoch bekennen, dass wir, von haltlosen Hypothesen abgesehen, nicht im Stande sind, gewisse Thatsachen in Bezug auf die Unfruchtbarkeit der Bastarde zu begreifen, wie z. B. die ungleiche Fruchtbarkeit der zweierlei Bastarde aus der

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 275. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_275.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)