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Gruppe, d. h. bei den Seitenverwandten von gleicher Abstammung mit der ersten, umzusehen um zu erkennen, was für Abstufungen möglich sind, und ob es wahrscheinlich, dass irgend welche Abstufungen von den ersten Stamm-Ältern an ohne alle oder mit nur geringer Abänderung auf die jetzigen Nachkommen übertragen worden seyen. Unter den jetzt lebenden Wirbelthieren finden wir nur eine geringe Abstufung in der Bildung des Auges (obwohl der Fisch Amphioxus ein sehr einfaches Auge ohne Linse besitzt), und an fossilen Wesen lässt sich keine Untersuchung mehr darüber anstellen. Wir hätten wahrscheinlich weit vor die untersten Fossilien-führenden Schichten zurückzugehen, um die ersten Stufen der Vervollkommnung des Auges in diesem Kreise des Thier-Reichs zu entdecken.

     Im Unterreiche der Kerbthiere kann man von einem einfach mit Pigment überzogenen Sehnerven ausgehen, der oft eine Art Pupille bildet, aber ohne Krystall-Linse und sonstige optische Vorrichtung ist. Von diesem Augen-Rudimente, welches etwa Licht von Dunkelheit, aber nichts weiter zu unterscheiden im Stande ist, schreitet die Vervollkommnung in zwei Richtungen fort, welche J. Müller von Grund aus verschieden glaubt; sie führt nämlich entweder 1) zu Stemmata oder sogen. »einfachen Augen« mit Krystall-Linse und Hornhaut versehen, oder 2) zu »zusammengesetzten Augen«, welche allein oder hauptsächlich nur dadurch wirken, dass sie alle Strahlen, welche von irgend einem Punkte des gesehenen Gegenstandes kommen, bis auf denjenigen Strahlen-Büschel ausschliessen, welcher senkrecht auf die konvexe Netzhaut fällt. Diesen zusammengesetzten Augen nun mit Verschiedenheiten ohne Ende in Form, Verhältniss, Zahl und Stellung der durchsichtigen mit Pigment überzogenen Kegel, welche nur durch Ausschliessung wirken, gesellt sich bald noch eine mehr oder weniger vollkommne Konzentrirungs-Vorrichtung bei, indem in den Augen der Meloe z. B. die Facetten der Cornea aussen und innen etwas konvex, mithin Linsen-förmig werden. Viele Kruster haben eine doppelte Cornea, eine äussre glatte und eine innre in Facetten getheilte, in deren Substanz nach Milne Edwards »renflemens lenticulaires paraissent s’être

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Charles Darwin: Entstehung der Arten. Stuttgart 1860, Seite 197. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Entstehung_der_Arten_1860_(Darwin)_197.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)