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mächtig walten zu lassen. An einem Stücke gelobten Landes war er freilich schon vorbeigegangen, denn die östlichen Nachbarthäler von Dux, die ihre Wässer in den Zillerbach ergießen, verbergen unendliche Schätze für Mineralogen wie für Botaniker. Für erstere zumal ist der Greinerberg als Fundgrube berühmt. Ich beklagte im Stillen des Scolars jungen Rücken, dem der geognostische Eifer so viel zu tragen gab über Berg und Thal, und seine Stenographie sprach mich in Dux fast ebenso seltsam an, als die lackirten Schuhe der schönen Zillerthalerin. Wir fanden uns bald in lebhaftes Gespräch hinein und es war daher sehr unwillkommen, daß ein betrunkener Hintenbauer, ziemlich jungen Alters, sich zu uns setzte, welcher die Unterhaltung jeden Augenblick durch ungeschickte Reden stören wollte und nach allem tappte, was der Geognost der Belehrung halber auf den Tisch legte, nach all den werthvollen Felsstücken, nach den mineralogischen Zeichnungen und selbst nach den stenographischen Notizen. Als wir ihn baten, er möge das unterlassen, nahm er unaufgefordert den wissenschaftlichen Hammer und hieb damit in den Tisch, daß die Gläser alle klirrend in die Höhe sprangen und selbst die Felsstücke dröhnend aufhüpften. Dabei lachte er gerade wie der Teufel, nämlich ungemein dämonisch. Wir sahen uns bedenklich an, er aber hielt eine Rede, von der wir keine Sylbe verstanden. Ich glaube auch, es ist nur ein Blendwerk des Bösewichts gewesen, lauter mystische Worte, ohne Sinn und Zusammenhang. Gleichwohl verlangte das Ungethüm, wir hätten es verstehen sollen, und als wir nach unsrer Ueberzeugung erklärten, das sey uns unmöglich gewesen, schlug er mit dem Hammer wieder in den Tisch, daß das Haus in seinen Grundfesten erbidmete. Mich nicht verstehen? rief er dann – ja freilich, ein Herr ist ja kaum ein Mensch, höchstens halbwegs. S’ ist dieß schon aller Ehren werth, wenn der Bauer ein ganzes Vieh ist, erwiederte der Geognost in schnellem Gegenschlag. Dadurch fand sich aber der idyllische Zecher übel getroffen und brummte mit steigendem Getöse an einer Antwort, welche jedenfalls sehr herbe zu werden drohet, als Jörgel, der Wirth, herantrat und ihm unter

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 513. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_521.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)