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so finden wir uns gleichermaßen zur Beruhigung künftiger Reisender veranlaßt, diese Warnung wieder außer Wirksamkeit zu setzen, denn Johann Franz Dapunt hat vielleicht gerade seit jener Begegnung die ganze angeklagte Handelspolitik entschieden aufgegeben. Mein Begleiter, der sich auch um Petrefacten kümmerte, fragte nämlich alsbald darnach und da erschienen sie denn in Kasten und Mulden und auf hölzernen Tellern, und es zeigte sich, wie damals, die freundliche Bereitwilligkeit des Wirthes. Und als jener nach sorgfältiger Auswahl gerade vierundzwanzig Stücke sich gesammelt hatte – darunter vielleicht auch manches Exemplar das Herr Petzholdt erlesen – und nach dem Preise fragte, sagte der Badiote mit lächelnder Miene: Stück für Stück einen Kreuzer! und so bezahlte jener also vierundzwanzig Kreuzer Reichs-Währung für ungefähr dasselbe, wofür Dapunt damals achtzig Gulden Conventions-Münze verlangt und Herr Petzholdt und sein Reisegefährte zehn Gulden hatten geben wollen. So wird’s nunmehr mit allen gehalten; nur werden jetzt wahrscheinlich die Pilgrime nichts Besseres zu thun haben, als sich über diese anspruchlosen Preise recht kindlich zu verwundern, und dann vielleicht wird Dapunt in seinem Kopfe neuerdings irre werden und frische Tücken aussinnen, um die Petrefactenfänger recht höhnisch zu ärgern. Von der Zeit, wo er seine wälsche Praktik aufgegeben, bis zum heutigen Tag scheint er allerdings mit der Wissenschaft und ihren Vertretern im Frieden gelebt zu haben. Er weiß von vielen Herren zu erzählen, die ihm Curretsch abgekauft und behauptet, sein Gasthof gerathe in immer höhern Schwung da die Zahl der Reisenden alle Jahre zunehme. Insbesondere gedachte der Wirth mit Liebe des Herrn Professors Klippstein in Gießen, der schon manche Woche bei ihm zugebracht und ihm manchen Gulden schwer Geld zu lösen gegeben.

Uebrigens wollen wir hier nicht verheimlichen, daß der Bäcker zu St. Leonhard, der ebenfalls mit Curretsch handelt und der den genannten Reisenden nicht einmal seine Versteinerungen zeigen wollte, ehedem sie nicht den Kauf des ganzen Vorraths zugesagt, welch „dummes und brutales Ansinnen“ diese

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 463. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_463.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)