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Zur Rechten auf einem Bergerker sitzt die Burg von Hohen Eppan, die schon Paul Diaconus als Appianum kennt, die jetzt noch weidlich prangt auf ihrer Höhe, obgleich längst von allem ritterbürtigem Geschlecht verlassen und nur mehr der unheimliche Aufenthalt einer Baumannsfamilie. Es ist der Mühe wohl werth, den alten Horst zu erklimmen und sich der Wartenaussicht zu erfreuen, die einst die alten Eppaner dort genossen. „Ergriffen von allen Schönheiten des Geländes, sagt Freiherr von Hormayr, und dem Ehrwürdigen des Alterthums dünkt dem Wanderer, er sehe hier auf dem Luginsland einen der Burgherrn spähen und die mächtigen Vorwerke rings um das Hauptschloß gelegener Vesten seiner Lehensritter zählen: Boimond, das Stammhaus des alten Geschlechtes dieses Namens; Altenburg, Wart, Korb, Festenstein, Payrsberg, dann jenseits der Etsch, an der Stirne eines wolkennahen, frei vorragenden Felsens gleich einem Adlerneste klebend, das trotzige Greifenstein, Altenberg, Oberglanig, des Bischofs von Trident und des Grafen von Tirol seines Vogtes Mannen und Söldnern in Bozen ein gewaltiger Kappzaum. Aber zur Linken sah er auch seines Gegners nie bezwungene Veste Tirol in ungeschwächter Kraft, vor sich zur Rechten seines Erbfeindes, des Trienter Bischofs, Lieblingsburg, das gewaltige Formigar, Neuhaus und Maultasch, von dem sich hernach Margaretha benannt, Siebeneich, die Heimath treuer Dienstmannen von Tirol, aus welchen Hartmann 1168 Friedrich den Rothbart zu Susa von Meuchelmördern errettet, und von neuerm Bau die Edelsitze Freudenberg, Fuchsberg, Gandeck, Gleif, Haslach; Bozen, die emsige handelsbelebte Stadt, aus der die Kirche von Trient die Grafen nach Eppan vertrieben; im Hintergrunde das vielbestiegene Rittengebirge, Vels, Steineck, Karneid; – die Etsch hinab das fruchtbare Thal bis Salurn, eingeschlossen von den waldigen[WS 1] Bergen von Buchholz, Deutschenofen, Aldein; die Etsch hinauf die Bergfirsten von Passeyer, Algund, Lana, Mölten.“

Nach Freiherrn v. Hormayr sind die alten Eppaner welsischen Geschlechts gewesen. Ursprünglich zu Bozen seßhaft wurden sie im eilften Jahrhundert durch den Bischof Gebhard


  1. Vorlage: waldidigen
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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 388. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_396.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)