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die Knechte. Andre Räume sind ganz leer, ganz windoffen, ganz verfallen, andre mit etwas vergessenem Hausgeräthe besetzt. Da wird nichts mehr gebessert und gerichtet, und so verwittert denn eine Zinne nach der andern; die Kreuzstöcke, aus denen die Edelfräulein guckten, fallen vom Wind gelöst heraus, die Thurmtreppen, über welche die Gewappneten rasselten, brechen zusammen, die Decken der Gemächer, die einst von Liedern wiederhallten, sinken ein, und die Burg, vor Zeiten so stolz und so fest, oft um viele hundert Pfund Meraner Pfennige verpfändet, oft von hundert von Reisigen berannt, steht traurig und zerknickt vor unsern Augen, öde und ausgestorben.

Die Wahrheit zu sagen, läßt sich freilich auch an der Hand der Geschichte nicht mehr viel Leben in diese Burgställe bringen, Schloß Tirol und die Zenoburg natürlich ausgenommen. Sonst wird etwa ein Herr Eppo von Laubers genannt (1178) als Marschall der Grafen von Tirol, ein Herr Bertholdus de Ruvina (Rubein) als ihr Truchseß. Heinrich von Laubers that sich zur Zeit König Heinrichs von Böhmen hervor; Petermann von Schänna war ein Liebling seiner Tochter, der primus inter pares wie es scheint; auch Otto von Auer gehörte dazu. Von vielen andern Herren weiß man nur, daß sie gelebt haben. Als nach Margarethens Zeiten das Hoflager in Innsbruck aufgeschlagen wurde, verblich auch der politische Glanz der Meraner Gegend; die Burgengeschichte wird mit dem Anwachsen des historischen Materials reicher an Namen, nicht an Begebenheiten. Doch fällt noch ins Jahr 1423 die Belagerung von Schänna, das dazumal die Starkenberger besaßen.

Der bauernfreundliche Besucher wird sich vielleicht da und dort den Abgang historischen Schimmers durch den Verkehr mit den gegenwärtigen Einwohnern etwas ersetzen lassen. Auf Schloß Auer habe ich im Vorhofe der Burg einen ländlichen Bücherliebhaber gefunden, der alle seine Sparpfennige daran gewandt, um sich auf den Versteigerungen einen tüchtigen Kram alter Scharteken anzuschaffen. Mit ihrem Inhalt sucht er nun in allen Nebenstunden seine Wißbegierde zu

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 341. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_349.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)