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schlägt den jährlichen Verbrauch auf 20,000 Flaschen an. Mit Wein und Zucker vermischt gibt er dasselbe kühlende wohlschmeckende Getränk, wie es die Pilger am Rheine mit Selterserwasser bereiten. Der Sauerbrunnen von Rabbi im wälschtirolischen Sulzthal thut’s ihm freilich an Stärke und Heilkraft noch zuvor, ist indessen fast allenthalben noch einmal so theuer.

Das Dorf Prutz hat ein sehr anständiges Aussehen, im übrigen aber keine Denkwürdigkeiten. Wer daher von der Pontlatzerbrücke herkömmt und nicht aus besondern Gründen etwas darin sucht in Prutz gewesen zu seyn, der mag gleich von der Tullenau zur rechten Hand über die Wiesen hin nach Ladis hinaufgehen, leicht und bequem, während der andere Steig von Prutz aus, wenigstens der kürzeste, ziemlich steil in die Höhe strebt. Auf diesem jähen Weg wird der Wanderer gleichwohl oft und gerne stille stehen, um die liebliche Aussicht auf die Prutzer Flur und die andere, mittelalterliche auf die Ruinen des mächtigen Schlosses zu genießen. Letzterem kommt man nun immer näher und es baut sich immer großartiger empor auf seiner nackten Klippe und schaut immer drohender herunter, bis man ihm zuletzt den Wind abgewinnt und die verlassene Veste von hinten sieht. Von dieser Seite aber sind die Wände eingestürzt und auf dem verwilderten Burghofe liegen die Mauersteine zerstreut umher. Da hat denn auch das Castell das Trutzige seines Aussehens fast völlig eingebüßt.

Auf gleicher Berghöhe nicht weit von dem Gemäuer liegt unter Obstbäumen das Dorf Ladis an einem stillen Teiche. In diesem Dorfe entspringt der Erde eine gute Schwefelquelle und das Wirthshaus ist deßwegen als Badeanstalt eingerichtet, schlecht und recht, nach der Art des Landes. Der Aufwand, um den Gästen die Langeweile zu vertreiben, ist sehr gering und daher fast zu vermuthen, sie haben keine. Als letztes Auskunftsmittel mag allenfalls eine Anstalt gelten, die hier, wie auch allenthalben in den andern Bädern vorkömmt. Es ist ein grüner Tisch auf allen Seiten mit spannehohen Wänden eingefaßt und im Innern wieder durch derlei Getäfel in verschiedene Gemächer abgetheilt, welche alle durch kleine Pförtchen wieder miteinander in Verbindung stehen. In diese Gehege

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol. München 1846, Seite 256. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_264.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)