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Herrschaften ernannt. Er starb reich an Ehren auf seiner Burg zu Hohenems im Jahre 1587.

Mit diesem Hannibal, Reichsgrafen von Hohenems, Grafen zu Galerate im Herzogthum Mailand, ging der Kriegsruhm des Geschlechts zu Grabe. Dafür traten aber zwei Kirchenlichter auf – ein Hohenemser, Marx Sittich nämlich, Hannibals Bruder, war Cardinal und Bischof zu Constanz († 1595), ein anderer gleichen Namens Erzbischof von Salzburg († 1619). Der erstere von diesen hat den Bau des großen Residenzschlosses im Markte Ems begonnen, das jetzt den Grafen von Waldburg-Zeil gehört, der andere ließ zu Hellbrunn bei Salzburg die neckischen Wasserkünste errichten, die noch jetzt dort ihr Wesen treiben. Die Reichsgrafen von Hohenems starben übrigens unberühmt und schuldenvoll im Jahre 1759 aus und die reichslehenbare Grafschaft wurde von Kaiser Franz I bald darauf gnädiglich dem Erzhause Oesterreich ertheilt.

In der Pfarrkirche sind mehrere Denkmäler, auch ein Cardinalshut, der weiland dem heiligen Karl Borromäus gehörte, welcher mit den Emsern verschwägert war.

Von Hohenems geht’s durch sumpfige Gegend, die aber mit rühmlichem Fleiß fruchtbar gemacht wird, nach Dorenbüren. Dieses Dorf, das nach der Einwohner Behauptung jetzt schon zu groß ist, um noch eine Stadt werden zu wollen, zählt gegen dreizehnhundert Häuser und über siebentausend Einwohner. Es ist der Hauptsitz der vorarlbergischen Industrie, und die Fabrikgebäude, die von Bludenz an der Ill herab und von Feldkirch her in größern Zwischenräumen einzeln zu sehen sind, stehen hier zu Hauf. Es gibt da Baumwollspinnereien, Webereien, Kattundruckereien, Türkischrothfärbereien, chemische Bleich- und Appreturanstalten, Eisenschmelzen, Wetzsteinfabriken, Fourniersägen und dergleichen mehr. Deßwegen theilt auch das Dorf alle Leiden und Freuden der Fabrikstädte und hat wie diese schöne, glänzende Häuser in welchen reiche Leute wohnen, neben der Armuth und den Kümmernissen der Arbeiter. Doch hört man oftmals betheuern, die Fabrikherren in Vorarlberg und insbesondere in Dorenbüren, seyen milder und billiger als anderswo.

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 176. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_184.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)