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Gefangene von Herzen froh und sprach: mein Vetter selig, von Wolfegg, dem Gott gnädig sey, hat mich in Portugal geführt und ist aus dem Lande vertrieben worden derer von Werdenberg willen. Nun schadet mir aber nicht, was ich gelitten habe, so ich zu frummen Herren gekommen bin, die meiner Gewalt haben. Und dann sprach er: ich heiß von meinem Geschlecht Andelon und mein Vater heißt Ruprecht von Andelon. Da saßen sie zusammen und redeten gar von mancherlei. Da sprach der von Pfirt: wir wollen euch eurer langen Zeit eines Theils ergötzen und euch zu schönen Frauen führen. Da sprach Arbogast: ich bin gelb und ungestalt und so ich mich auf das Schönste mache, so bin ich dennoch nicht gar wohl gestaltet zu Frauen zu gehen. Also gingen sie weg von ihm und schufen ihm einen Barbierer, der ihm Rath thäte.

Da es nun Nacht war und dunkel, da kam Graf Albrecht und führte ihn zu der Königin und er saß zu der Jungfrau. Nun war es dunkel in der Kammer und da fragte Arbogast die Frau: ob sie deutsch könnte. Da sprach sie: nicht viel. Da wollte er sie angerühret haben. Da sprach sie in ihrer Sprache, er solle die Hände bei sich behalten. Da gedachte er wohl, wie redet sie meiner Frau Elisa so gleich, und ward gar von Herzen traurig. Und da gedachte sie auch: wie redet der meinem Arbogast so gleich. Da sprach der Graf Albrecht: wohlauf, wir wollen hinweggehen. Und so gingen sie.

Als sie aber hinweg waren, sprach Amisa: Frau, wer ist der, der an euch gesessen? Sie sprach: ich weiß nicht. Wohl redet er meinem lieben Arbogast so gleich, daß mir alsbald an meinem Herzen weh ist worden. Und Arbogast sprach unterwegen zu Graf Albrechten: ach, lieber Herre, wohl redet die Frau sonst einer Frauen so gleich, daß mir alsbald an meinem Herzen weh ist worden. Da sprach Graf Albrecht: ist dir gar weh worden! Ich meinte, ich wolle dir eine lange Zeit kurz machen. Da sprach Arbogast: ich habe immer Sorge um ihrer willen, die ich meine. Da sprach Graf Albrecht: Gott ist aller Gnaden zu trauen.

Und Morgens frühe kam Graf Albrecht zu Elisa und sprach: sitzet an das Fenster und luget dort hinüber in jene

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 16. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_177.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)