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gehört und dürfen sie nicht wecken. Das sagte der Diener dem König. Der sprach, er solle wieder hingehen und sie wecken lassen. Das that der Diener und kam hinauf zu den Jungfrauen und hieß sie wecken, es hätte es der König geschafft. Die Jungfrauen gingen hinein und wo sie hinsahen und lugten, so sahen sie Niemand. Da erschracken sie ohne Massen und wußten nicht, was sie thun sollten und schickten nach dem Marschall des Hofes und sagten ihm, was es für eine Gestalt hätte. Der Marschall erschrack sehr und ging zu den andern Räthen allen und sie wurden überein, daß sie es dem Könige sagten. Und also gingen sie alle zu dem Könige und sagten es ihm. Da erschrack er auch ohne Massen, wie billig war und schuf, daß man alle die finge, die zu der Königin gehörten, Frauen und Männer und besonders auch alle deutsche Gäste, die an dem Hofe waren. Also ward Herr Oswald von Hatstatt auch gefangen und besonders in ein Gemach geschlossen. Denn die gemeine Rede war von Stund an, die Deutschen hätten sie hinweggeführt. Also schickte man viel Volks auf dem Wasser und auf dem Lande, ob Jemand erfahren möchte, wo sie aus wäre. Da ging man auch über alle ihre Behältnisse zu sehen, ob man nichts mangle. Da waren die besten Kleinode alle hinweg.

Die andern aber fuhren dahin und kamen in kurzen Tagen gen Rhodus. Da wurden sie von dem Grafen von Pfirt wohl empfangen. Und kürzlich darnach führte er sie auf sein Schloß, genannt zu der Schönehab, denn der von Pfirt hatte dasselbe Schloß besonders inne. Und da es Abend war, sprachen der von Pfirt und Graf Albrecht: wir wollen zu dem Gefangenen gehen und ihn fragen, wer er sey oder wie er heiße und ihm drohen, wolle er es nicht sagen, so müsse er sterben. Also gingen sie zu ihm und fragten ihn, weß Geschlechts er wäre und wie er hieße und redeten viele harte und drohliche Worte mit ihm. Da fragte er, wer sie denn wären oder wie sie hießen; er wisse doch nicht, ob er in christlichem oder heidnischem Glauben und Lande wäre. Da sprach der von Pfirt: ich heiß Graf Hans von Pfirt und dieser heißt Graf Albrecht von Werdenberg. Da ward der

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 168. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_176.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)