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aber kam Virgilius gegen Rom, der war gebürtig von Mantua. Der machte es mit seinen Listen, wie er wohl konnte, daß alle Länder, die der Römer gewesen waren und die sie bezwungen hatten, Tribut dahin geben mußten. Also sandten, um dieß zu richten, die Römer Kaiser Julium aus mit großer Gewalt der Leute und auch mit Reichthum des Gutes, damit er gen Schwaben führe und das Land bezwänge und auch andere deutsche Lande. Und sandten ihn aus seiner Witze, Kunst und Mannheit wegen und geboten ihm auch bei ihrer Huld, daß er nicht länger aus wäre, denn zehen Jahre, und wenn er einen Tag über das Ziel ausbliebe, so hätte er ihre und des Landes Huld verloren.

Da fuhr Kaiser Julius gegen Schwaben und focht mit den Herren von Schwaben. Und sie thaten drei Feldstreite, den einen auf dem Hasenbühl ob Füssen bei dem Lech, den andern bei Mindelheim und den dritten an einem andern Orte. Und es mochte keiner dem andern obsiegen, so mächtig waren sie beide. Da wurden sie mit einander versöhnt und gerichtet und ward der von Schwaben des Kaisers Diener und der baute ihm eine Stadt, darum zu Liebe. Dieselbe Stadt ward geheißen Tharcinus, das bedeutet eine Stadt der Milden. Julius, der Kaiser, und der Herr von Schwaben, die fuhren aber mit einander in das Land zu Bayern und fochten da mit zweien Herren von Bayern. Diese zween waren Brüder und hieß der ältere Portemont, der jüngere Igrum. Und der Kaiser siegte ihnen Beiden ob und wurden die zween Herren des Kaisers Diener. Julius, der Kaiser, baute ihnen auch zu Liebe eine Stadt. Die hieß er Albach und machte ihnen da ein Markgrafenthum. Er fuhr auch mit ihnen durch das Land mit Gewalt und baute Wien und bezwang Böheimerland, Poland, Sachsen, Meißen, Osterland, Thüringen, Westphalen, Hessen, Westerreich und dazu Windischland.

Und da besetzte der Kaiser die Länder und gab dem Herzoge von Schwaben und den zweien Herzogen von Bayern Urlaub und ließ sie wieder heimfahren und er fuhr gen Rom. Nun war Kaiser Julius ein halbes Jahr länger ausgewesen, dann die zehen Jahre, wie die Römer gesetzt und geboten

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 157. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_165.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)