Seite:De Drei Sommer in Tirol (Steub) 162.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Urahnen zu Volaterra, Volsinii und Veji suchen zu müssen. Indeß waren die Montforte wohl so gut als die Mehrzahl der andern rhätischen Herren alemannischer Abkunft und neuerer Zeit folgt man daher eher der Meinung, daß sie von Gerold von Bussen, dem vexillifer imperatoris, der im Jahre 799 in einer Avarenschlacht gefallen, herstammen möchten, obgleich auch dieser Graf von der Fahne eine etwas mythische Färbung hat. Abgesehen von jener fabelhaften Genealogie scheinen die Montforte in ihren historischen Zeiten die Träger mancher wunderlichen Sage gewesen zu seyn. So erwähnt Freiherr von Hormayr in der Schwangauer Chronik eines Ritters von Montfort, der mit dem Böhmenkönig gegen die heidnischen Litthauer sieghaft, von dort eine gefangene wunderschöne Fürstentochter als Sklavin mitbrachte, sie bei den Dominicanerinnen zu St. Peter bei Bludenz erziehen ließ und dann, wie der Graf von Gleichen, mit zwei Frauen lebte. Ein paar andre Geschichten, mit denen man sich damals trug, hat uns ein sinniger Schreiber aufbewahrt, der, wenn man seinen scheinbar eigenen Worten trauen dürfte, ein Dienstmann der Montforte, jedenfalls ihrem Hause mit großer Verehrung zugethan war.

Vor etwa vierhundert Jahren nämlich mag zu Rankweil ein schreibkundiger Mann, Namens Thomas Lyrer, gelebt haben – wenigstens gibt es eine Schrift unter dem Titel: Alte schwäbische Geschichten, an deren Ende sich ein so Benannter als Verfasser anzeigt. Dieses kleine Buch ist im Jahre 1486, und zwar in demselben Jahre zweimal bei Conrad Dinkmut zu Ulm gedruckt worden und wurde fast drei Jahrhunderte darnach, nämlich 1761, von Licentiat Wegelin, Bürgermeister zu Lindau, neuerdings herausgegeben, „weil es so gar rar geworden, daß es selten mehr in alten Bibliotheken, geschweige in öffentlichen Buchläden und eben so wenig in einer Collection der alten Geschichtschreiber und Jahrbücher anzutreffen und dahero unter die fast gar verloren gegangenen Bücher nicht unbillig zu rechnen war.“ Uebrigens ist damit auch jedesmal als zweiter Theil eine deutsche Chronik abgedruckt worden, welche bis zum Jahre 1462 reicht, nach allen

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 154. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_162.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)