Seite:De Drei Sommer in Tirol (Steub) 152.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


Von St. Luciensteig gegen Bregenz.


Die letzte Wanderung ist ein gutes Stück über Vorarlberg hinausgegangen, da das ganze Paznaunerthal zum Land Tirol gehört. Noch bleibt uns übrig Einiges von den schönen und fruchtbaren Gegenden am Rhein zu sagen. Wir gehen daher von Chur aus durch Maienfeld, ein sehr unscheinbares städtisches Nestchen, und ziehen St. Luciensteig hinan. Das Thal von Chur bis daher hat die Zierde der Fruchtbarkeit und ist an allen Halden mit großen Dörfern und mit ausgebrannten, aber noch im Namen erinnerungsreichen Burgställen geschmückt, über denen die rühmlichsten Berghäupter aufsteigen. Weiter wollen wir diese Schönheiten nicht auseinander legen; wir sind jetzt schon auf der Luciensteig, die von St. Lucius, einem König von Schotten und Apostel der Rhätier, ihren Namen hat, beim Passe, wo eine niedere Mauer und ein kleiner Wall durch den engen Bergsattel gezogen ist, wo ein Zollhaus, ein Thorbogen und links von der Straße ein uraltes Kirchlein steht. Die andere Aussicht, in die Ferne nämlich, geht nicht sehr weit – unten ein Stück Rheinthal, darüber der Säntis. Daß da auf St. Luciensteig in der uralten Herberge eine kühle steinere Trinkstube ist, lernte der Wanderer erst zu spät von Gustav Schwab; sonst war’ er an dem heißen Tage gewiß nicht so spröd vorbeigegangen.

Von der Steig zieht man hinab und kommt zuerst an den St. Katharinenbrunnen, der unter der Straße hervorquillt. Dort liegt ein grauer Stein, der auf der Seite die gen Bünden sieht das bündnerische Wappen weist mit den ehrwürdigen Worten: Alt fry Rhätien. Dann geht’s gen Balzers, erste

Empfohlene Zitierweise:
Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 144. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_152.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)