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der dort auf Eisen arbeite, den sechsten Theil als Steuer zu geben habe, extra Wanzaningam genealogiam, außer der Familie der Wanzaninger. Der deutsche Name läßt auf deutsche Abkunft schließen, denn dieses Verzeichniß, wie es in vieler Beziehung lehrreich ist, thut auch dar, daß damals die romanischen Landleute sich von den deutschen noch durch ihre lateinischen Taufnamen strenge abzeichneten. Wir finden daher in Rötis einen Valerius, Saturnus neben einem Hubertus, in Gözis einen Arnolfus neben einem Silvanus und Vigilius, in Frastenz einen Thietbertus und Onolfus neben den romanischen Bauern Florentius und Ursicinus. In Thüringen sitzt ein Eggehardus, in Sateins ein Muotolf, in Göfis ein Berchar, der Jäger, und ein Fontejanus. Sohin dürfen wir auch die Wanzaninga genealogia für ein deutsches Hauswesen ansehen, das sich etwa des Bergbaues wegen bis an die Quellen der Ill verlaufen hat. Vielleicht sind die Nachkommen dieser Leute noch zu unsern Zeiten unter den Lebenden und im Vorarlberg zu finden; sie würden jetzt wohl Wenzinger heißen.

Die Montavoner können im Aeußern ihre undeutschen Ahnen oder mindestens ihr gekreuztes Blut weniger verläugnen, als die übrigen Vorarlberger des drusianischen Capitels. Insbesondere ist das Aussehen der Weiber ziemlich fremdartig, wie es denn überhaupt die Aufgabe des andern Geschlechtes scheint, wie in der Tracht und in der Sprache, so auch in der Körperbildung die nationalen Kennzeichen treuer zu bewahren. Zwischen einer blühenden Alpenmaid deutschen Stammes und einer andern aus dem Montavon ist in der That ein merklicher Unterschied. Jene erfreut sich einer sehr weißen Hautfarbe, auf welcher dann das Roth der Wangen oft desto abstechender hervortritt; die Montavonerinnen sind dagegen durchweg tiefer gefärbt, zeigen ein stärkeres Incarnat. Dabei sind sie mittlerer Größe, fleischig, mit guter Anlage zum Embonpoint begabt. Große leuchtende Augen, volle hochgefärbte Lippen müssen auch als Merkzeichen angegeben werden. Die Haare sind nicht nothwendig dunkel, sondern sehr oft auch blond. Der ganze Typus hat auffallende Aehnlichkeit mit dem, was man auf dem Rodenegger Berg bei Brixen, in Gröden und Enneberg,

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 126. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_134.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)