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schon begütert waren, der wallisischen Auswanderung angenommen und sie nach Vorarlberg gezogen zu haben, wo dann ihre Niederlassungen bald noch zahlreicher geworden, als in Graubünden. Jetzt ist der Name der Walser freilich nur noch in den Thälern an der Breitach und an der Lutz, dann auch auf der Höhe von Damils zu Hause; ferner ist es noch in der Erinnerung der Landleute geblieben, daß die Bauern, welche am Tannberge und im Thale von Laterns und auf dem Dünserberge bei Schnifis wohnen, des gleichen Stammes sind. In frühern Jahrhunderten aber werden die Walliser gewissermaßen als ausgeschiedene, für sich bestehende Leute noch in allerlei andern Gegenden dieser Alpen erwähnt, und in jenen Zeiten mochte ihre Verschiedenheit auch augenfälliger seyn, wenn sie mitten unter den damals noch romanisch redenden Nachbarn deutsch sprachen. Ein ziemlich vollständiges Verzeichniß der Stammangehörigen, wie sie noch im Jahr 1408 sich kennbar erhalten hatten, gibt ein Schiedsspruch Kaiser Ruprechts, den er zu dieser Zeit in Constanz that, nachdem die Appenzeller am 13 Wintermond desselben Jahres, Bregenz belagernd, von dem schwäbischen St. Jörgenbund aufs Haupt geschlagen waren und mit ihren Feinden Frieden zu machen begehrten. In dieser Urkunde erscheinen alle die an dem Kriege Theil genommen hatten und den Frieden zu halten versprachen, nicht allein Herzog Friedrich von Oesterreich, die Bischöfe von Augsburg und Constanz, Graf Eberhard von Wirtenberg und andere Herren, sondern auch die Städte St. Gallen, Feldkirch, Bludenz und Constanz, die Ammänner und Landleute im Wallgau, im Muntafun, im Bregenzerwald, im Lechthal, und mit diesen die Walliser zu Tamuls, zum Sonnentage, in Glaterns und am Tunserberge, und alle andern Walliser die „zu uns" gehören, alle Walliser zu Muntafun mit den Silbern (d. h. im Silberthal) daselbst, und alle Walliser auf Galthür. Fügt man dazu noch die Walser am Triesnerberg im Vaduzischen und jene welche in der Gegend von Sargans und unter dem Krummstabe des Abts zu Pfäfers lebten, so dürfte das Verzeichniß der wallisischen Auswanderer, die sich diesseits der Landmarken Graubündens

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 4. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_100.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)