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Krieg in denselben Zeitläufen verewigt, als die Lechthalerinnen, wenigstens nach der Sage, auf der Mortenau das Vorrecht erkämpften in der Kirche zur rechten Seite zu knieen. Einmals lagen nämlich schwedische Völker im äußern Walde und verübten vielen Frevel. Dessen zur Steuer thaten sich die Wälderinnen zusammen und zogen an den Fallenbach, den Schweden entgegen. Als aber diese der weißen Juppen von ferne ansichtig wurden, meinten sie kaiserliche Mannschaft zu gewahren und kehrten sich eilig zur Flucht. Die weißen Juppen stürzten jedoch den fliehenden Schweden in heißer Kampfbegierde nach und erschlugen sie bis auf den letzten Mann. Die Walstatt heißt noch bis auf den heutigen Tag die rothe Eck. Der Sieg ist Nachmittags um zwei Uhr erfochten worden, und daher wird in den Pfarreien von Egg, Andelsbuch und Schwarzenberg, denen die meisten der Kämpferinnen angehörten, Jahr aus Jahr ein um selbe Stunde mit der Glocke geläutet zum ewigen Angedenken.

Zur Ergänzung können wir hinterdrein auch noch des Unterrocks gedenken, und zwar um so freier, da er nicht wie das Veilchen bestimmt ist im Verborgenen zu blühen. Die Juppe wird nämlich im Gehen gerne aufgeschürzt, und dann zeigt sich jedesmal das mit brennend rothen Zwickeln eingefaßte Unterkleid. Zum vollen Anzuge gehört ferner auch ein Schnappmesser, welches an langem Riemen vom Gürtel herniederhängt und Schnaller oder Hegel genannt wird. Dieses Geschmeide bildet ein Unterscheidungszeichen zwischen den Frauen des vordern und denen des hintern Waldes; diese nämlich tragen es an der rechten, jene an der linken Seite.

Als das Kleinod ihrer Tracht sehen übrigens die Wälderinnen das Schäpele an, einen Kopfputz, den die Jungfrauen bei Bittgängen und Hochzeiten auf die vollen Haare setzen. Es ist ein Reif von schwarzem Sammet, der ein Krönlein aus Filigranarbeit trägt, ein funkelndes Krönlein von Gold, Silber und farbigen Steinen – allerdings eine sehr schmückende Hauptzierde, die indessen nicht auf den Bregenzerwald beschränkt, sondern in mehreren Gegenden Oberschwabens gebräuchlich ist. Selbst beim Festzuge, der 1842 zur

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 48. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_056.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)