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Architektonik und an fröhlichen Feiertagen der Rahmen zu manchem idyllischen Bilde. Unter diesen Häusern des Waldes sind jene von neuerem Style größtentheils mit einem Schuppenpanzer von kleinen abgerundeten Schindeln sauber verkleidet; die ältern noch zumeist mit Brettern angethan, dunkelroth angestrichen, auch mit lehrreichen Sprüchen und mit Gemälden eines bäuerlichen Pinsels verziert. Diesem Kunstbetriebe wird aber jene schmucke glänzende Panzerrüstung, die in der Sonne wie Silber blinkt, bald für immer ein Ende gemacht haben.

Nunmehr geht’s am Ufer der Ache auf gebahnter Straße fort durch mehrere Dörfer bis ins Herz des Bregenzer Waldes. Der Bregenzer Wald – das ist ein düstrer Klang. Das scheint Laubnacht und Fichtendunkel zu bedeuten, einen schwarzen Forst durch den die Sonne nicht scheint, unwegsames Gehölze, worin ein paar weit auseinander gelegene Köhlerhütten, ein paar Jägerhäuschen, einige zerlumpte Kinder und viel wohlgenährtes Hochwild – das denkt man sich etwa, aber es trifft nicht zu. Der Bregenzer Wald hat nichts Düsteres als den Namen, und ist eines der reizendsten Gelände Süddeutschlands. Die Schriftsteller nennen es ein Alpenland, aber für dieß sein Herzblatt wohl nur passend, wenn sie die Hauptbeschäftigung der Einwohner, welche die Viehzucht ist, im Auge haben, denn im Uebrigen ist diese Landschaft ein schönes mattenreiches, von lichten Hainen durchzogenes Thal, das nur ansehnliche Hügel begränzen, an denen die einzelnen zum Theil sehr zusammengegangenen Nachkommen des alten „Waldes" hinaufwachsen. Allerdings steigt noch über Schnepfau die steile Wand der Kanisfluh bis über 6000 Fuß empor, und hinter Bezau erhebt sich die nicht viel niedrigere Winterstauden, aber die erste liegt noch weit hinten im Walde, wo er seine idyllischen Reize noch nicht so reich entfaltet, und die andere steht zur Seite und thut der milden Freundlichkeit des Bildes keinen Eintrag. Wir sprechen da hauptsächlich von dem sonnenhellen Thalspiegel zwischen Schwarzenberg, Egg und Andlisbuch, wo rechts und links der Ache, die unten in der Schlucht dahinrauscht, von ein paar schwindelnden

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Ludwig Steub: Drei Sommer in Tirol, München 1846, Seite 39. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Drei_Sommer_in_Tirol_(Steub)_047.jpg&oldid=- (Version vom 31.7.2018)