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Sport angesehen". Das Weib ist in China als Ehefrau wie als Hure so unwissend und ungebildet, wie es der wissende und gebildete Mann braucht, der nicht in dem Wahn lebt, die Frau zur ebenbürtigen Partnerin seiner ureigenen Domäne machen zu können, und nicht ihre Notwendigkeiten schmälert, indem er ihr Rechte verleiht. „Da er Verse, Musik und Aussprüche der Philosophen liebt, so verkehrt er, wenn seine Mittel es ihm irgend erlauben, gern in gebildeter männlicher Gesellschaft, wo er gewiß ist, mit literarischen Kenntnissen ausgerüstete und auch zum Beischlaf erbötige junge Männer anzutreffen.“ „Priester, Militärpersonen, die Sittenpolizei, Mandarinen, einige Dichter und etliche Kaiser“ werden in den wissenschaftlichen Untersuchungen ausdrücklich unter den Praktikern der gleichgeschlechtlichen Liebe angeführt. Die Residenzstadt Peking weise eine Sondereinrichtung, „eine Truppe von Buhljungen für die möglichen Bedürfnisse des Herrschers“ auf; „diese Einrichtung amtlicher Beischläfer des Kaisers soll seit langer Zeit als möglichenfalls erforderlich durch den Minister der Kirchengebräuche getroffen worden sein und demnach eine staatliche Anerkennung und Sanktionierung der Päderastie in sich schließen“. Ganz besonders ausgebreitet sei sie unter den Beamten der chinesischen Sittenpolizei, und bei der Militärbehörde erfreue sie sich direkten Schutzes: weil sich noch kein Vaterlandsretter gefunden hat, der das

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Karl Kraus: Die Chinesische Mauer. Leipzig 1914, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Die_Chinesische_Mauer_(Kraus)_25.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)