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komm her, ich stopfe dir die Hosentasche voll Anisgebackenes,“ aber das Kind schrie noch ärger: „Sie sind ja schon Beide voll!“ „Dachte ich mir's nicht,“ schluchzte die Mutter, „unser Kind ist so gern zufrieden, es muß ihm etwas andres fehlen.“ Der Bräutigam sprach: „Dann gehe nach Hause, leere sie aus und komm wieder, dann bekommst du mehr.“ Da schrie das Kind noch viel ärger: „Ich war ja schon dreimal zu Hause.“ „Nein das ist es auch noch nicht, unser Kind ist so bald zufriedengestellt, Kindeshand ist bald gestillt, es muß ihm etwas andres fehlen,“ schluchzte die Mutter und weinte bittere Thränen. „Dann geh nach Hause und komm noch einmal wieder,“ sprach der Bräutigam; doch da schrie das Kind, wie verzweifelt: „Wenn ich wieder komme, haben die Andern alles gegessen.“ „Wir heben dir Alles auf und essen nichts mehr“ sagte der Bräutigam und da lachte das Kind ihn an und lief weg. Die Mutter rief aber: „Ach es ist doch rührend, wie unser Kind ein allzeit zufriedenes Gemüth hat.“ „Ja das weiß der Himmel,“ sprach der Vater, „so gibt's keines mehr.“

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 437. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_437.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)