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Das allzeit zufriedene Knäbchen.

Zwei Bauersleute hatten ein Kind und wie es denn in der Welt geht, wo nur eins ist, da wird's verzogen. Die Aeltern hatten aber kein Auge für die Fehler des Bübchens und nannten es immer nur ihr allzeit zufriedenes Kind. Eines Tages war eine Hochzeit im Ort, dazu waren die Bauersleute auch eingeladen und da sie nirgendwo allein hingingen, so nahmen sie auch ihr allzeit zufriedenes Kind mit. Als das Essen vorbei war, kamen Birnen, Nüsse und Anisgebackenes auf den Tisch, von jedem hohe Teller voll. Die Gäste ließen es sich wohl schmecken und der Bräutigam gab den Kindern von allem so viel wie sie haben wollten. Als die Gäste aufstehn und zum Tanze gehn wollten, kam das allzeit zufriedene Kind, stellte sich neben den Bräutigam und weinte bitterlich. Sogleich sprangen die Aeltern von ihrer Bank herbei, um zu sehn, was das sei. Der Bräutigam frug das Knäbchen, was ihm fehle, aber es weinte immer bitterlicher und endlich weinte seine Mutter mit und es verschlug kein Haar, dann hätte der Vater auch geweint. Da frug der Bräutigam wieder: „Hast du denn Hunger?“ und das Kind schrie: „Ach ich bin ja schon satt.“ „Das dachte ich mir, ach mein Kind ist ja immer so gern zufrieden“ schluchzte die Mutter. Der Bräutigam sprach: „Dann

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 436. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_436.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)