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„Eins von euch muß ich fressen“ rief er. Das Pferd sprach: „Herr wie du willt, du bist der Stärkere, aber ich habe mir einen Dorn in den Fuß getreten, frißt du mir mein Füllen, dann habe ich Niemand, der mir den Dorn aus dem Fuße zieht; darum bitte ich dich, thu mir zuvor den Liebesdienst, du bist als ein geschickter Feldscheerer bekannt.“ „Das soll geschehn,“ sprach der Wolf, dem der Mund nach dem jungen Füllenfleisch wässerte, und dem das Lob außerdem wohl that. „Heb nur den Fuß auf und sage mir, wo der Dorn steckt, ich hole ihn eins zwei drei heraus.“ Das Pferd hob einen Hinterhuf, der Wolf trat hinzu; als er aber recht genau zuguckte, schlug ihn das Pferd vor den Kopf, daß ihm grün und gelb vor den Augen wurde und er für todt liegen blieb.

Als er wieder zur Besinnung kam, sprach er: „Die Schmerzen achte ich nicht, ich traue meinem Ohr und muß meine hochzeitliche Speise finden.“ Er schritt, Anfangs matt, dann immer rüstiger weiter und kam an ein Dorf. Vor dem Dorf stand der Backofen und glühte und vor dem Backofen stand eine alte Geiß mit sieben jungen Geißchen, die meckerten, daß es eine Art hatte. Der Wolf lief auf sie zu und rief: „Eins von euch muß ich fressen.“ „Muß ist ein bitter Kraut,“ sprach die Geiß, „aber Herr wie du willt, denn du bist der Stärkere. Nur könntest du uns zuvor noch einen Gefallen thun.“ „Was ist das?“ frug der Wolf. »Wir sangen so eben das Lied „Eine feste Burg“ aber die Melodie will nicht recht heraus; da du ein so guter Sänger bist, könntest du sie uns einmal vorsingen, dann magst du sogleich eins von

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 420. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_420.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)