Seite:De Deutsche Hausmärchen 418.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.


er nach dem guten Gockel, faßte ihn an den Flügeln und lief mit ihm vor seine Höhle. Da rief der Gockel: „Wie kannst du dich unterstehn, einen ehrlichen Mann so gewaltsam von seinem Eigenthum wegzuschleppen und was willst du von mir?“ „Ich will dich fressen,“ sprach der Fuchs, „darum mach dich zum Tod bereit, aber kurz, denn ich habe Hunger.“ „Mich fressen und ohne daß du zuvor betest?“ fragte der Hahn. „Da sind wir doch frömmer wie ihr; sieh nur wie die Hinkel gackern, wenn sie ein Körnchen Essen finden und wie sie die Köpfe so fromm heben, wenn sie trinken.“ „Wie soll ich denn beten?“ fragte der Fuchs. Da breitete der Gockel die Flügel auseinander, stellte die Beine dicht beisammen, bückte den Kopf und drückte die Augen zu; „so macht man das“ sprach er. „Lehre es mich, dann lasse ich dich noch so lange leben“ sagte der Fuchs und der Gockel rückte des Fuchses Beine zusammen, drückte seinen Schwanz gegen die Erde, den Kopf nieder, bis die Schnauze den Boden berührte und sagte: „Jetzt sprich mir nach A B C und, da flog der Gockel auf einen Baum und rief – D, jetzt bin ich in der Höh“. Der Fuchs merkte jetzt, daß er geprellt war und wenn auch alle Thiere beten, bevor sie essen, der Fuchs thut's nicht.

Der gute Gockel fand sein Gretchen natürlich nicht als er nach Hause kam. Er glaubte sie habe sich verirrt und das glaubt er noch, darum ruft er jeden Morgen allen Vogeln bei Tagesanbruch schon zu: „Grüß mir die Gret!“

Empfohlene Zitierweise:
Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 418. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_418.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)