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davon gehört und wußte nicht was es heißen sollte, also gab er dem Mann keine Antwort und ging ruhig heim. Bei dem Alten aber erzählte er die Geschichte und frug ihn, was denn der Mann wohl damit habe sagen wollen? „Weißt du denn nicht, was Fürchten ist?“ sprach der Bauer. „Nein“ sagte der Peter, da schlug der Alte die Hände über dem Kopf zusammen und rief: „Der Schulmeister muß mir mein Geld wiedergeben! Schon ein Jahr geht der Bube zu ihm und weiß noch nicht was Fürchten ist!“

Des andern Morgens in aller Früh kam er mit seinem Peter an der Hand ins Schulhaus und „wenn ihr ihn bis morgen nicht gelehrt habt was Fürchten heißt“ sprach er zum Schulmeister, „so müßt ihr mir mein Geld wiedergeben!“ „Gebt euch zufrieden“ sprach der Lehrer, „bis morgen früh soll er's aus dem Fundament verstehn.“

Da es nun gegen die Nacht ging, führte er den Peter in die Kirche und schloß das große Thor hinter ihm zu. Dadrinnen konnte einer das Fürchten freilich lernen wenn er gesund wieder davon kam, denn es war von Alters her nicht richtig in der Kirche. Der Peter nun stieg wohlgemuth auf die Emporbühne, legte sein Wamms unter den Kopf und fing an zu schlafen – aber nicht lange; denn auf einmal fing es in der alten Kirche zu krachen, zu tappen und zu rumpeln an, als wenn alle Kirchenstühle wären lebendig geworden, dann stiegen drei schwarze Männer hinter dem Altar hervor und kamen hinauf auf die Emporbühne zum Peter. Der Junge hob sich auf dem Ellenbogen in die Höh und

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 409. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_409.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)