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ihren Meister begrüßten und ihn sogleich zum Hauptmann der Bande ernannten. Da er das Handwerk so schnell gelernt hatte, stieg ihm der Stolz zu Kopfe und am folgenden Morgen sprach er: „Ich gehe einmal zu meinem Vater und bleibe zwei Tage aus, in der Zeit darf jeder von euch thun was er will; wenn ich wiederkomme, bringe ich Arbeit für euch mit.“ Er ließ sich sein Pferd satteln, schwang sich in schönen Kleidern drauf und ritt nach Hause zu. Sein Vater traute seinen Augen nicht, als er ihn sah und fragte erstaunt: „Wie kommst du zu dem Reichthum?“ „Durch meinen Eifer und meine Arbeitsamkeit,“ sprach der Junge. „Ich bin schon Meister und arbeite mit zwölf Gesellen Nacht und Tag, was gibst du, was hast du.“ „Ei seht mir doch den Jungen an, was schaffst du denn?“ „Leere Beutel, lieber Vater.“ „Also bist du ein Spitzbub?“ rief der Alte entsetzt; „dann mach nur daß du mir aus dem Hause kommst, sonst überliefere ich dich selbst dem Gericht.“ „Wie ihr wollt, ade Vater,“ sprach Hans, saß wieder auf sein Roß und ritt weiter, nachdem er noch einen Beutel voll Geld auf den Tisch geworfen hatte.

Unterwegs kehrte er in ein Wirthshaus ein, ließ sich einen Schnaps geben und fragte: „Was Neues?“ „Nicht viel“ sagte der Wirth, „außer daß gestern zwölf Räuber gefangen worden sind; das sollen aber nur die Gesellen sein, dem Hauptmann sind die Soldaten auf der Fährte, der heißt Hans Kühstock.“ „Heißt der so, dann weiß ich wo er ist und wir wollen ihn bald haben,“ sprach Hans. „Gestern hat er mir erst im Walde die Taschen geleert. Gebt mir nur schlechte Kleider und einen Esel, dann

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 399. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_399.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)