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Als er es gethan hatte, kroch sie wieder vorwärts, und der Wald ward immer dichter und dunkler. Sie kamen noch an zwei andere Haselbüsche: bei jedem hieß ihn die Schlange still halten und eine Gerte brechen, und an jede Gerte mußte er sich ein besonderes Zeichen machen, um sie nicht mit den andern zu verwechslen. Endlich, als der Wald so dicht war, daß man fast nicht mehr hindurch konnte, und der Schäfer so müd, daß ihn die Beine nicht mehr tragen wollten, standen sie vor einem hohen Schloß mit einem großen starken Thor. Da hieß ihn die Schlange mit der ersten Gerte dawiderschlagen, und alsbald sprang es auf. Sie kamen durch einen langen dunklen Gang in einen Hof, darin stand ein anderes Schloß mit einem noch stärkeren Thor. Er mußte mit der zweiten Gerte dawiderschlagen, und es ging wieder durch einen dunklen Gang in einen schönen Hof, worin ein Schloß mit einem noch viel stärkeren Thor stand. Das mußte er mit der dritten Gerte aufmachen. Jetzt führte ihn die Schlange treppauf, treppab, bis in ein wunderschönes Zimmer. „Dein Glück ist halb vollbracht,“ sprach sie, „um es ganz zu vollbringen, mußt du sieben Jahr lang hier in dieser Kammer bleiben und nicht vor die Thür gehen. Auf deinem Tisch wirst du immer Alles finden, was du nur brauchen und wünschen kannst. Das Geschirr von deinem Essen und Alles, was du nicht bei dir behalten willst, mußt du zum Fenster hinauswerfen, nie aber darfst du nachsehn, wo es hinfällt.“ Als sie das gesagt hatte, machte sie sich fort zur Thür hinaus und der Schäfer wünschte sich gleich einen ganzen Tisch voll Essen und Trinken. Er aß und trank

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 391. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_391.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)