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nur daß der Hinkelhirt wieder den rothen Gaul und die rothen Kleider hatte.

Den dritten Tag aber befahl der König, wenn wieder ein fremder Ritter komme, so solle man das Thor schließen und ihn fangen, todt oder lebendig.

Dießmal kam der Hinkelhirt wieder in weißen Kleidern und auf dem weißen Pferde. Er stach den Ring noch zierlicher, als die andern Tage, verneigte sich sittsam vor des Königs Töchterlein und wollte wieder fortsprengen. Wie er sah, daß das Thor geschlossen war und des Königs Leute von allen Seiten heranliefen, um ihn zu fangen, setzte er mit einem Satze über das Thor und fort war er. Vorher hatte ihm ein alter Invalid mit dem Spieß ins Bein gestochen, aber die Spitze brach ab und blieb in dem Bein des Ritters stecken, der sich dadurch nicht aufhalten ließ. Des Königs Töchterlein aber fing an zu weinen, weil sie glaubte, jetzt müsse sie immer ledig bleiben.

Als der Hinkelhirt nach Hause kam, sprach der König zu ihm: „Ach du mein lieber und getreuer Hinkelhirt, wärst du da geblieben, so hättest du sehen können, wie der weiße Ritter durchgegangen ist, der unserm Drachen seinen letzten Kopf abgehauen hat. Aber warum blutet denn dein Bein so sehr?“ Der Hinkelhirt wollte sich immer noch verstellen, doch der König ließ seinen Leibfeldscheerer rufen, der zog ihm die abgebrochene Spitze aus dem Bein und die paßte genau auf die Lanze des Invaliden. Nun kam es heraus, daß die drei Ritter Niemand anders waren als der Hinkelhirt und immer wieder der Hinkelhirt. Der aber

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Johann Wilhelm Wolf: Deutsche Hausmärchen. Göttingen und Leipzig 1851, Seite 375. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Deutsche_Hausm%C3%A4rchen_375.jpg&oldid=- (Version vom 17.8.2016)